Freitag, 7. Juni 2013

Meine Oma

Gestern brachte mir meine Mutter, als sie zum wöchentlichen Bügeln und Kochen vorbeikam, ein paar Eierwärmer mit, die meine Oma gehäkelt hatte. Meine Oma ist ja am 12. April gestorben. Seitdem räumt meine Mama bei meinem Opa den Keller auf und sortiert die Dinge, die wir noch behalten möchten, aus.

Mich freut das sehr, denn ich habe gerne ein paar Andenken an Oma. Als vor vielen Jahren mein Opa väterlicherseits starb, an dem ich sehr hing, hatte ich keine Gelegenheit, mir ein Andenken zu sichern. Aber heute freu ich mich, dass ich das kann.



Die Eierwärmer jedenfalls haben mich veranlasst, ein paar Fotoalben durchzuschauen auf der Suche nach meiner Oma. Und wie von selbst kamen die Erinnerungen....


Ich war ein ausgeprägtes Oma-Opa-Kind. Viele Ferienwochen habe ich auf dem Campingplatz an der Weser im Wohnwagen verbracht. Oma und Opa auf der einen Seite des Wohnwagens, der dann morgens zu Tisch und Bank umgebaut wurde, ich auf der anderen Seite. In dem echt winzigen Wohnwagen wurde gekocht, gespielt, gelebt, geschlafen. Die Tage habe ich am Strand der Weser und IN der Weser verbracht.
 
Meine Oma hat alles mit mir gemacht. Besonders gerne ist sie mit mir einkaufen gefahren. Ich hab jedes Mal versucht, sie mit modernen Klamotten auszustatten, wie man das als Teenie so macht. Sie hat jedes Mal versucht, mich mit "anständigen" Klamotten auszustatten, wie man das als Oma so macht.
 
Meine Oma hat im Hallenbad geputzt. Das fand ich großartig! Ich konnte kostenlos mit rein und da ich eine Wasserratte bin, hab ich in der Zeit oft im Schwimmbad rumgetobt. Nach Feierabend ging´s nach Hause, wo es sicherlich in der kleinen Stube beim Abendfernsehprogramm Brote mit Tee gab....
 
Zu meinen Großeltern (sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits) habe ich schon immer ein inniges Verhältnis gehabt. Eine Kindheit ohne Großeltern kann ich mir gar nicht vorstellen. Für mich waren Ferien an der Nordsee immer geprägt von Spiel, Spaß, Freiheit, viel Essen, vielen Süßigkeiten, viel Fernsehen (was ich zu Hause nicht hatte..), Sand, Wasser, Wind, Spielkameraden auf dem Campingplatz und braun "wie ein Neger" nach Hause kommen.
 
Hier mal ein Foto mit mir und meinem Opa, da war ich vielleicht 15 oder so. Das hat meine Oma am letzten Ferientag geschossen, nachdem ich mal wieder ein paar Wochen dort war.
 
 
Die einzige echte Enttäuschung mit Oma war, als ich dann mit 18 schwanger war und sie mich nicht sehen wollte mit dickem Bauch. Das war wohl ein bisschen viel für sie. Und ich war empfindlich und enttäuscht. Als Benjamin dann aber auf der Welt war, war sie die beste Uroma, die ein Kind haben kann. Sie war sehr stolz auf ihren ersten Urenkel und hat ihn auf dem ganzen Campingplatz herumgetragen und vorgezeigt. Als hätte sie ihn eigenhändig ausgebrütet!
 
 
Mit Benni und auch später mit Johanna hab ich viele Wochenenden und auch Ferien bei meinen Großeltern verbracht, mal mit, mal ohne meinen Mann, der ja meistens arbeiten musste. Das Gästezimmer unterm Dach war vollgestopft mit Reisebetten, einem ausgezogenen Sofa und Regalen voller selbstgebastelter Puppen und anderem Kram. Ich habe es geliebt und mich nirgends wieder so gut erholt wie dort. Die Kinder haben am selben Strand gespielt wie schon ich als Kind, auf dem selben Spielplatz geschaukelt, im selben Garten Äpfel aufgesammelt.
 
Das Haus ist schon lange verkauft und mit ihm ein großer Teil meiner Kindheit. Heute wünsche ich mir manchmal, ich könnten noch mal dort hin, noch mal dort unterm Dach schlafen, noch einmal im Riesengarten unterm Apfelbaum auf einer Decke liegen und Gänseblümchenketten knüpfen...
 
"Es war die schönste Zeit, die schönste Zeit..."
 
Aber ich hatte sie, die schönste Zeit. Oma, du weißt das, von da oben aus weißt du das, oder? Danke für all die Zeit, die ihr für mich hattet. Für kuschelige Nächte im Wohnwagen oder bei euch in der Besucherritze. Für den Regen, der nachts auf das Wohnwagendach prasselte. Für das Nutellabrot am Morgen, die vielen vielen Rommee-Spiele, die wir ausgefochten haben, für den Kartoffelsalat, den du mir auf die Decke am Strand gebracht hast, weil ich mal wieder nicht zum Mittag kommen wollte, für die vielen Tischtennismatches an der Platte auf dem Campingplatz, für das viele Babysitten bei unseren Kindern, für unsere ausgedehnten Einkaufstouren, für das Immer-Da-Sein.
 
Egal, dass du mich später nicht mehr erkannt hast, als die Demenz jede Erinnerung genommen hatte. Egal. In deinen letzten Tagen, als ich wieder öfter bei dir war, habe ich dich immer noch erkannt. Deine blauen Augen waren immer noch genauso blau wie immer, auch wenn der Rest von dir schon weggegangen war.
 
 
 
 
 
Oma, ich vermiss dich.
 

2 Kommentare:

mrs.columbo hat gesagt…

das ist ein sehr berührender post, der deiner oma sicher gefallen hätte! bin auf deinen blog gestoßen, weil ich meinungen zu dem buch "ich bleib so scheiße ..." gesucht hab. das ist nämlich gerade meine klolektüre (ha, wie passend!).
hab viele nette posts gefunden und werde sicher öfter mal vorbeischauen!

schönes wochenende!

susi

Daniela hat gesagt…

Danke, Susi! Das ist ja nett! Dir auch ein schönes Wochenende! LG Daniela