Freitag, 31. März 2017

Listenpreise

Ich verkaufe ja Autos.

Der Berufsstand des Autoverkäufers ist auf der Beliebtheitsskala der Bevölkerung ungefähr gleichzusetzen mit Vertretern von Staubsaugern. Oder mit Zeugen Jehovas, die am Sonntagmittag an der Haustür klingeln. Das macht mir aber nix aus, denn ich mag meinen Beruf. Ich mag Autos, ich mag Autofahren, ich mag Menschen und ich mag die Interaktion mit Menschen. Soweit alles im grünen Bereich.

Immer wieder aber drängt sich mir alle paar Monate mal die Frage auf: Was ist eigentlich mit den Listenpreisen in Fahrzeugbroschüren los? Sie führen ein sehr armseliges Dasein. Denn sie bedeuten NICHTS. Sie haben keinerlei Bedeutung im Verkaufsgespräch. Denn sie existieren nur auf dem Papier. Und dort sind sie ja auch nur dazu da, um dem Kunden einen HAUCH von dem Fahrzeugwert zu vermitteln, den es zu verhandeln gilt.

Ich stelle mir das in anderen Bereichen des Komsumalltags vor: 

"Die Jeans ist an sich nicht schlecht. Was ist ihr letzter Preis dafür?"

"Die Avocodo erlebt ja gerade einen inflationären Absatz. Der Preis, den Sie dafür aufrufen ist zu hoch, ich biete Ihnen an, sie für die Hälfte mitzunehmen."

" 99 Cent für einen Liter Milch?!?! Wo leben Sie denn bitte? Machen Sie mir einen anständigen Preis, dann denke ich darüber nach, sie zu kaufen."

Es gibt keinen Bereich, in dem so hohe Nachlässe gewährt werden wie im Automobilbereich. Erst eben erzählte mir ein Interessent, dass er bei Mercedes einen Nachlass von 50 % erhalten habe. Ein Fahrzeug wurde von 70.000 Euro auf 35.000 reduziert. Einfach so im Gespräch. 

WHAT THE FUCK ist denn da los?

Okay, gehen wir davon aus, dass es Listenpreise gibt. Und dass sie verhandelbar sind. Soweit ist alles klar. Stellen wir uns ein Verkaufsgespräch vor, wie es aber nie stattfindet:

Kunde: "Im Prospekt stehen 19.990,00 € für mein Wunschfahrzeug. Was ist Ihr Preis?"

Verkäufer: "19.990,00 € .... Sie sehen es ja im Prospekt....."

Kunde: "Wieso das denn? Sie können mir das Fahrzeug doch nicht für den Listenpreis verkaufen!!"

Verkäufer:"Ist was beschädigt an dem Fahrzeug, kaputt, defekt, nicht funktionstüchtig?"

Kunde: "Nein, aber... die anderen bieten es doch auch günstiger an!"

Ist ja kein Argument. Andere schlagen auch ihre Kinder, das macht es ja nicht automatisch besser oder richtig.

Kunde:".......aber im Internet gibt es dieses Fahrzeug schon für 15.000,00 €...!"

Ist auch kein Argument, im Internet gibt es auch Leute, die ihre Schwiegermutter zum Kauf anbieten. Das Internet ist also an sich nicht unbedingt das beste Beispiel für Seriosität.

Schwamm drüber! Natürlich rede ich so nicht mit meinen Kunden. Ich mag unsere Kunden von Herzen, also werd ich einen Teufel tun. 

Ich finde es nur so .... witzig....irgendwie....

Wenn jemand freundlich ist, man ein gutes Gespräch hat, man eine Wellenlänge findet und ich anfange, sein Tun und Denken zu verstehen, dann kommen wir sowieso auf einen Nenner. Das ist nie ein Problem. Ich hab aufgrund von Sympathie auch schon mal ein Auto ohne Ertrag verkauft. Aus Mitleid haben wir auch schon Kunden eine Ratenzahlung ohne Bank ermöglicht, einfach nur, weil uns dieser Mensch und seine persönliche Situation so ans Herz gingen. 

Andersrum ist es dann toll, wenn ein Kunde den WERT eines Kaufes bei uns versteht und auch bezahlen will. 

Davon haben wir zum Glück ganz viele!! Danke dafür! Und die anderen....euch werden wir auch noch überzeugen....;;)))



3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ach Daniela - Du sprichst mir aus der Seele!

Hörst Du auch den Satz am Preis MÜSSEM Sie was machen?

Frei nach Tommy Jaud meine Antwort: " Einen Scheiss muss Ich!"

Das Statement (und nicht meine Antwort) empfinde ich immer als Frechheit - gerne auch am Telefon VOR der Besichtigung oder Probefahrt. Im Gebrauchtwagenbereich haben wir ja keine Listen- sondern Marktpreise...... dennoch gilt: Auto = maximaler Rabatt, mindestens AHK UND Winterräder.

Dennoch liebe auch Ich meinen Job sehr, gehe gerne arbeiten und liebe die Interaktion mit den Kunden - und meine Geschäfte spielen immer auf der Sympathieebene - die Arschkrampen macht der Kollege!!

In diesem Sinne,
Weiter so!!!!

Daniela hat gesagt…


Genau, das Buch hab ich auch gelesen....! Einen Scheiß muss ich.. das kenne ich gut, ich höre das sooo oft "Am Preis müssen Sie noch was machen"
Du bist auch Autoverkäufer? oder Verkäuferin?

Anonym hat gesagt…

Hi Daniela,

ja ich geb zu ich habe deinen Blog in den Favoriten :-) mach weiter so!

Was ich aber mal loswerden muss, ich habe einen Riesen Respekt vor deinem (eurem) Job! Ihr habt ja täglich mit (Privat)Kunden zu tun. Ich bekomme da langsam zu viel von, man muss sich ja inzwischen schon für die Arbeit, die man im Auftrag vom Kunden ausgeführt hat, rechtfertigen...

Nur ein Kleine Beispiel:

Kunde X kommt in den Laden und äussert den verdacht, er hätte Viren auf seinem Rechner. Kunde X unterschreibt uns den Arbeitsauftrag auf dem auch über Kosten usw. hingewiesen wird.

Wir entfernen die Schadsoftware und der Kunde bekommt von uns Belege über die entfernte Schadsoftware.
Kunde X bekommt die Nachricht das sein Rechner zur Abholung bereit steht und wir z.B. 167 Schadprogramme entfernt haben (167 sind heute noch wenig inkl. Adware usw.).
Kunde X springt uns schon das erste mal durchs Telefon an die Kehle "Das kann doch gar nicht sein, er hat doch eine Antivirensoftware auf dem Rechner, das kann doch gar nicht sein!" Wohl gemerkt, der Kunde X hat vorher selbst den verdacht geäussert Viren auf dem Rechner zu haben.

Wir versuchen natürlich dem Kunden zu erklären wie es dazu kommen kann und was er in Zukunft anders machen kann um sich besser zu schützen, einen 100% Schutz gibt es nicht, ist wie einen Lümmeltüte die kann auch platzen ;-)

Kunde X kommt nun also endlich vorbei um seinen Rechner abzuholen, da wir einen große Fensterfront haben, sehen wie der Kunde noch freundlich aus dem Auto steigt. Das freundliche Gesicht verändert sich Meter um Meter, umso näher er zur Tür kommt um im Laden angekommen, wie ein HB Männchen rum zuhüpfen. Das Gesicht von Kunde X hoch rot kurz vorm platzen, versuchen wir ihn zu beruhigen, bekommt sogar einen Kaffee angeboten, wir erklären ihm nun nochmal, was wir ihm am Telefon schon erklärt hatten...

Kunde X will sich nicht beruhigen, schreit im Laden weiter rum und fängt an uns zu beleidigen... Rechnung bezahlen ?! wofür?! Wir haben ihm ja schließlich die Schadsoftware auf den Rechner gezaubert um ihn dann hinterher auzunehmen.

Irgend wann platzt uns dann auch irgend wann die Hutschnur und bitten den Kunden zu gehen, der sich dann nur noch mit der gerufenen Polizei aus dem Laden entfernen lässt... Den Rest macht dann unser Anwalt, der inzwischen genug zu tun hat.


So jetzt habe ich schon wieder eine ganze Menge geschrieben... musste das aber mal loswerden ;-)

Also ich verneige mich zu tiefst vor Dir (euch), das ihr euch dieses undankbare Volk noch antut!!!
OK es gibt auch noch nette Kunden, die werden aber leider immer weniger...

Liebe Grüße
Claus

(euer Stammkunde seit 1995! ok war noch der Mohnkopf ;-) )