Donnerstag, 29. Mai 2014

Väter

Ja, ich weiß, heute ist Christi Himmelfahrt und nicht Vatertag. Ungeachtet dieser Tatsache, passt es heute ganz zufällig gut, über Väter nachzudenken.

Der Vater meiner/unserer Kinder ist heute wie jedes Jahr auf Männertour. Er wird den ganzen Tag mit seinen Kumpels unterwegs sein und einen Riesenspaß haben. Heute abend wird er auf dem Sofa einschlafen, völlig erschöpft von frischer Luft, Bier und Gelächter. Ich genieße meinen freien Tag mit Haushalt, Nähen, Mittagsschlaf und Kochen für Jojo und mich. Ich find´s gut! An den letzten Wochenenden war immer was los und ich kam zu nix, so kann ich heute endlich noch eine Auftragsarbeit fertigmachen und hoffentlich noch einen Shopper aus Leder für mich nähen. Aber zurück zu den Vätern.

Mein Mann ist ein guter Vater. Punkt. So wie ich auch hat er sicherlich manches nicht richtig gemacht, manchmal falsch gehandelt, das Falsche gesagt oder gedacht und auch oft durch Abwesenheit geglänzt. Ich weiß aber, dass er unsere Kinder über alles liebt und sein Leben geben würde, wenn es sein müsste. Sie können sich hundertprozentig auf ihn verlassen, er lässt sie niemals im Stich und ist oft wahnsinnig stolz auf sie. Im Verborgenen, aber er ist es. Er lernt im Vater-Sein immer noch dazu, jeden Tag. Mit 19 Vater zu werden ist viel schwerer als mit 19 Mutter zu werden, glaube ich. Ich hab ihn einfach in´s kalte Wasser des Vater-Daseins geworfen und glaube, ein paar Jahre mehr mit seinen Kumpels unterwegs hätten ihm auch gefallen. Aber er hat immer versucht, das nicht zu zeigen. Und aus diesem Grund gönne ich es ihm jedes Mal, wenn er es dann macht, mit seinen Leuten Skifahren oder Handballspielen oder Fußball gucken. Denn die meiste Zeit des Lebens tut er sein Bestes, um uns ein guter Mann und Vater zu sein und seiner Familie ein gutes Leben zu geben.

Danke für 25 Jahre an der Seite unserer Kinder und alles Liebe zum Vatertag!


Du mit Johanna vor 17 Jahren


Im selben Urlaub nach dem Drachenfliegen


Weihnachten 1997 muss das gewesen sein, wir waren beide krank, aber du hast trotzdem mit Benni zusammen sein Lego aufgebaut.






Ich hab ja auch einen Vater! Mensch! Papa, alles Gute zum Vatertag! Mein Papa ist heute unterwegs nach Holland zum Angeln für eine Woche. Es gibt kaum Bilder von mir und meinem Papa. Meine Eltern haben sich ja getrennt, als ich fünf war und so ist ein Teil der Bilder bei meiner Mama und der andere größtenteils bei der zweiten Frau von meinem Vater.


Ich war ja so ein Papa-Kind! Ich bin es im Grunde heute noch. Mein Papa und ich sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich, wir können beide nicht mit Geld umgehen, lieben kochen und essen, sind sarkastisch und verletzend, wenn wir selbst verletzt sind, können schnell mit anderen Menschen klar kommen und haben ein Loch im Kinn. Also ein Grübchen. ER aber eindeutig mehr als ich, das würde sonst auch komisch aussehen.


Mein Papa war lange Zeit der Größte für mich, das ist ja auch verständlich, denn ich hab ihn ja immer vermissen müssen, da ich bei meiner Mutter aufgewachsen bin. So hatte ich lebenslang Sehnsucht nach ihm. Mein Papa war irgendwie immer weg. Wenn ich in den Ferien bei ihm war, bei ihm und seiner neuen Frau und dann den drei neuen Geschwistern, dann war er irgendwie immer nicht da. Er hat immer arbeiten müssen oder Handballspielen oder Tennisspielen. Zum Essen kamen dann immer alle zusammen, daher liebe ich das Kochen und Essen wohl auch so sehr.

Wir hatten dann auch mal eine ganze Zeit keinen Kontakt mehr, haben uns weder gesehen noch gesprochen, das war nicht schön, aber ich war da schon junge Mutter und hatte auch oft andere Sorgen.

Richtig zusammengewachsen sind wir erst in den letzten Jahren, denn nun bin ich auch erwachsen und kann akzeptieren, dass er so ist wie er ist und dass man manches nicht so ernst nehmen darf. Geliebt habe ich ihn immer, aber nun macht er mir keinen Kummer mehr.

Ich freue mich daher für meine Kinder, dass sie ihren Vater immer hatten und noch haben und ihn nie vermissen mussten. 

Danke an alle guten Väter da draußen! Und wenn ihr noch kein guter Vater seid, HEY, es ist nie zu spät es noch zu werden! 


Donnerstag, 22. Mai 2014

Richtigstellung

Mein gestriger Post hat mich selbst nachdenklich gemacht. Ich sag euch auch warum. Ich habe meine allerbeste Freundin heute gefragt, warum es auf diesen Post so wenig Reaktionen gibt. Schreibe ich davon, wie mir ein Teller von der Wand fällt, habe ich soviele Seitenaufrufe wie noch nie. Möchte ich euch zur Bewegung motivieren, kommt nix zurück.

Sie hat´s mir erklärt. Und aufgrund dieser Erklärung möchte ich euch gerne was sagen. 

Eigentlich sollte mein gestriger Post ein Aufruf an euch werden, wieder GUT zu sein zu euch. Das war meine Intention. Da ICH selbst momentan ein Schlüsselerlebnis habe, was Bewegung bewirken kann in der Beziehung, die ich zu meinem Körper habe, ist das wohl irgendwie in ein Sport-Motivations-Post abgedriftet, den ich so zu Beginn gar nicht bezweckt habe.

Ich habe unter anderem etwas anderes sagen wollen:

nämlich, dass es traurig ist, wenn man seinen Körper nicht akzeptiert und für ihn nicht EIN einziges nettes Wort über hat. Und dass man über sich selbst oft Dinge sagt, die man anderen nicht mal in einer ganz ganz schlechten Minute an den Kopf hauen würde. Man selbst sagt sich vor dem Spiegel ohne mit der Wimper zu zucken:" Meine Güte, scheiß die Wand an, bist du schwabbelig/dick/weiß wie eine Wand/dellig/unförmig....." Oder noch schlimmer: "Mein Gott, bist du hässlich."

Man würde das nie jemand anderem in der Art und Weise an den Kopf schmeißen. Ich beispielsweise finde Schwangerschaftsstreifen bei anderen VOLLKOMMEN unwichtig und finde, dass sie der Schönheit eines Menschen in keinster Weise einen Abbruch tun. BEI ANDEREN. 

Es gibt so wunderbare Kampagnen, in denen Frauen abgebildet werden in den Wochen nach einer Geburt. Oder mit amputierter Brust. Füllig. Oder dünn. Mit Narben. Mit einem sehr sehr weichen Bauch. Mit nicht mehr straffem Busen. Ich finde sie ALLE schön. Sie stehen zu der Geschichte, die ihr Körper erzählt. Das sieht man. Sie sind stolz auf ihren Körper, auf das, was er geleistet hat, überstanden hat, wohin er sie schon getragen hat in ihrem Leben. 

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass Bewegung UNTER ANDEREM ein guter Weg sein kann, mit seinem Körper wieder "zu sprechen". Ihn wieder wahrzunehmen und Kontakt aufnehmen. Und sicher gibt es auch tausend andere Wege dahin. 

Mich hat dieses Video sooo traurig gemacht. Diese Selbstverständlichkeit, mit der Frauen ihren Körper aburteilen. Weil er nicht so aussieht wie die gephotoshoppten Bilder in Zeitschriften. Geht doch einfach mal in ein Freibad bei euch am Ort. Ihr findet KEINE EINZIGE Frau, die so aussieht, wie angeblich Frauen aussehen sollen. Ihr findet Frauen wie euch, wie mich, Frauen mit kurzen Beinen, mit O-Beinen, mit Bauch, ohne Busen, mit Cellulite, mit Narben.... Das ist die Realität. Sollen wir jetzt alle keinen Spaß mehr am Leben haben und zu Hause sitzen bleiben und nicht die Sonne und das herrlich kühle Wasser genießen, weil WIR meinen, wir sind nicht schön genug? Wohl nicht.

Ich möchte nur, dass ihr anfangt, gut zu sein mit euch. Ihr habt nur den einen Körper. Er trägt euch durchs Leben, eure Füße bringen euch dahin, wo ihr hin wollt, euer Bauch ist ein Kissen für einen müden Kopf, eure Hände können trösten und euer Mund kann Tränen wegküssen. Was will man mehr? 

Findet einfach euren Weg, DAS zu sehen. Hört auf, strenger mit euch zu sein als mit anderen. Kümmert euch um euch. Das könnt nur ihr. Und das wollte ich eigentlich sagen.

Mittwoch, 21. Mai 2014

Was fällt mir zu meinem Körper ein?

Ich habe neulich bei Youtube ein Video einer Frau gesehen, die 100 andere Frauen gefragt hat, wie sie ihren Körper beschreiben würden. Also, ihren eigenen Körper, ist klar. Und das Ergebnis ist so traurig, dass ich fast weinen musste. Es fielen nur Begriffe wie: Unperfekt, wabbelig, hässlich, dick, unansehnlich....

Diese Frau möchte nun mit einer Kampagne dieses furchtbare Selbstbild, das wir Frauen oft von uns haben, durchbrechen. Sie hat selbst eine Tochter und fragt sich, wie es klappen soll, dass sie diesem wunderbaren Kind eine Liebe zu ihrem Körper vermitteln kann, wenn sie es selbst nicht vorlebt. Die Frau war früher mal übergewichtig. Sie hat sich dafür gehasst. Sie glaubte, es wird alles nur besser werden, wenn sie erst einmal schlank ist. Das Leben würde dann endlich wieder schön werden. Und dann nahm sie ab, durch Bodybuilding. Sie sah wirklich großartig aus. An ihrem Leben hat es nichts geändert. Nichts. Sie war leider nicht glücklicher als vorher. Heute ist sie wieder übergewichtig. Und sie ist glücklich. Und sie möchte anderen Frauen helfen, ihren Körper nicht mehr zu hassen. 

Das ist offensichtlich eine schwierige Sache. Ich weiß das. UND ES IST NICHT GUT. 

Ich kenne nicht viele, die eine gesunde Liebe zu ihrem Körper haben. Ich selbst bin gerade erst auf dem Weg dahin, denn wenn ich meinen Körper beschreiben müsste, dann wäre UNPERFEKT sofort mein erster Einfall für ihn. Er ist nicht perfekt, im Gegenteil, er ist weit davon entfernt. 

Und ich bin mir auch noch nicht sicher, was genau meine Intention ist, dass ich in den letzten Wochen so viel Sport treibe. Wenn ich ehrlich bin, möchte ich meinen Körper damit wohl PERFEKTIONIEREN. Und das ist alles?

Nein, so ist das für mich nicht. Denn ich habe für mich eines festgestellt: ich habe dabei ein unheimlich gutes GEFÜHL! Und zwar seit dem ersten Tag meines Sportprogrammes.

Es ist momentan echt stressig bei uns, mein Mann ist quasi seit 10 Wochen ein Totalausfall, mal mehr, mal weniger, denn er hat RÜCKEN. Das wirkt sich auf alles aus, auf die Arbeit, die ganze Firma, unsere Familie, unser FamilienLEBEN, meine Freizeit, meine Stimmung, seine Stimmung, unser Eheleben. Wenn ich in dieser Zeit keinen Ausgleich hätte, würde ich definitiv durchdrehen. 

So stelle ich mir morgens den Wecker auf fünf Uhr, wenn ich laufen gehen möchte. Das Argument "Ich hab einfach keine Zeit für Sport", das zählt nicht, das wisst ihr, oder? KEINE ZEIT zählt nicht. Seid lieber ehrlich zu euch und sagt "Mir sind andere Sachen wichtiger." Oder "Ich hab momentan andere Prioritäten.", was aufs gleiche herauskommt. Das ist okay, das ist ein Grund. Das kann im Leben nun mal so sein, dass andere Dinge wichtiger sind. Auf Dauer solltet ihr euch fragen, warum das immer so ist. 

Ich steh also um fünf Uhr auf, schleiche ins Bad, putze Zähne, zieh mir meine Sportsachen an, stöpsel mir meinen ipod ins Ohr, drücke mich am Hund vorbei, schiebe das Hoftor auf und laufe los. Ich muss immer zwischendurch noch Geh-Pausen einlegen, denn ich KANN NICHT GUT LAUFEN. Ich mache es trotzdem. Die Sonne geht dann auf und mein Herz geht auch auf. Nach einer halben Stunde komme ich wieder, lasse den Hund auf den Hof, mache meine Dehnübungen und dann fängt der Morgen ganz regulär an, um viertel vor sechs. Ich lege mich noch mal schnell zu meinem Mann ins Bett und versuche,  wieder zu Atem zu kommen, dann gehts duschen und all das Morgenprogramm geht weiter. Ich laufe immer an den Tagen, an denen ich abends keinen Sport mehr machen kann, weil zum Beispiel Hundeplatz Training ist.

Zweimal in der Woche gehe ich schwimmen. Mindestens einmal abends, einmal auch mal am Wochenende. Ich schwimme immer tausend Meter. Das dauert eine halbe Stunde. Wenn wir als Familie hingehen, dann dauert es länger, weil wir dann ja noch so im Wasser rumdaddeln. Schwimmen stärkt ALLE Muskeln, danach bin ich porentief rein, vollkommen kaputt und schlafe wie ein Stein. 


Zweimal in der Woche gehe ich noch ins Fitnesstudio. Das mach ich auch abends. Ich gehe erst mit dem Hund eine große Runde, dann fahre ich einkaufen. Stelle eine Waschmaschine an, mache den Haushalt, quatsche mit Jojo usw. Spät am Abend fahre ich zum Sport. Laufe eine halbe Stunde auf dem Laufband und mache noch ein eine halbe Stunde Zirkeltraining. 

Es bleiben Dinge im Haushalt liegen, die fallen aber nur mir auf. Ich vernachlässige niemanden und es kommt niemand zu kurz. Man kann es also schaffen, wenn man will. Zeitmäßig. Jeder kann, wenn er will, einfach eine Stunde früher aufstehen. Es gibt durchaus schlimmeres, als morgens im Sommer den Sonnenaufgang mitzubekommen. Jeder könnte, wenn er WOLLTE, eine Stunde Sport am Morgen machen. Jeden Morgen. Eine Stunde. Geht, oder? Der Tag ist echt eine Stunde länger, wenn man einfach eine Stunde früher aufsteht. Oder man macht in dieser Stunde die Bügelwäsche oder die Post, oder wischt den Kühlschrank aus. Dann kann man abends mit seiner Familie zum Schwimmen fahren.

Man kann alles machen, wenn man will. Das ist leider so, es ist eine unbequeme Wahrheit, aber es bleibt leider eine Wahrheit. Und wenn man es nicht macht, hat man es nicht stark genug gewollt.

Fangt doch vielleicht mal an, euren Körper zuerst auf diese Weise zu lieben. Schenkt ihm Bewegung, denn Bewegung wird sich den ganzen Tag auf euch auswirken. Es zieht eine lange Reihe an Positivem hinter sich her und bringt dadurch so manch anderen Stein ins Rollen. Und ab dem ersten Tag werdet ihr ihn mehr lieben als vorher. Versprochen!

Und hier noch ein paar Bilder aus der letzten Zeit!


Balu und ich sind in einen Riesenregenguss gekommen!


Dabei ist dieses Bild entstanden.


Hier bin ich stolz wie Bolle auf mein neues Kleid, das ich auf einem Geburtstag in Frankfurt ausgeführt hab. Und ich bin stolz auf mich in dem Kleid. Ich bin UNTER dem Kleid noch genauso unperfekt wie früher, aber ich FÜHL mich nicht mehr so. Cool, oder? Klappt.


Und ich hab Spaß. Klappt nach wie vor.


Von unserem Sohn habe ich zum Muttertag einen Macro-Aufsatz für meine iphone Kamera bekommen. Es ist so ein tolles Geschenk, mit so viel Verstand und Nachdenken ausgewählt, denn ich fotografiere jeden Tag, wenn ich mit Balu unterwegs bin, und nun ist es noch viel toller mit dem Macro-Objektiv!


Noch was zum Schluss: vielleicht gibt es unter meinen Lesern ja Frauen, die WIRKLICH und WAHRHAFTIG keine Zeit haben, um sich um sich selbst zu kümmern. Weil sie ein krankes Kind oder Mann zu Hause haben, weil sie drei Jobs erledigen müssen oder andere Probleme haben. Die mögen meine Ansage verzeihen, denn meine Ansage ging an alle die, die so sind wie ich war. Um keine Ausrede verlegen.