Dienstag, 11. Juni 2013

Urlaub und Ghee

Häh, was´n das für´n Post-Titel? Aber gut.

Zur Zeit haben mein Mann und ich hitzige Diskussionen über unseren Urlaub. Es ist ja so, dass wir, wenn denn überhaupt, wir nur eine einzige Woche wegfahren können. Zusammen. Wegen der Firma. Aber es kristallisiert sich heraus, dass wir es nicht hinbekommen, diese eine kostbare Woche unter unserer beider Hut zu bringen.
 
Mein Mann ist sehr genügsam, Einrichtung und Stil sind im vollkommen gleichgültig und er kann überall schlafen. Tendenziell möchte er so wenig Geld wie möglich ausgeben.
 
Mit dieser Einstellung sind wir aber schon manches Mal auf die Nase gefallen, nett ausgedrückt. Last Minute Urlaub nach Italien, ein Häuschen auf einem Campingplatz. Auf Bildern schön anzusehen, in real wollteste dir nur die Pulsadern aufschneiden. Neben uns wohnte Wand an Wand eine englische Familie mit kleinem Kind. Und einer Mutter mit gut ausgebildeten Stimmbändern. Früh morgens, bevor überhaupt noch die Sonne durchkam, hörte man sie schon im typisch englischem Englisch rufen.
 
"Sit down now! I told you to sit down!!!"  "Can you please shut the door. Now!!!"
 
Und so weiter und so fort. Die Ohren mit dem Kopfkissen zustopfen half nix. Das ging durch.
 
Der Pool war kalt und schloss in der schönen Mittagshitze für drei Stunden. Da hatte man dann Beschallung durch nebenan. Die Mücken haben uns zerstochen, das Bett ist unter meinem Mann zusammengekracht. Nachmittags regnete es ständig. Wir sind zwei Tage früher abgereist.
 
In Amsterdam haben sie uns die Autoscheiben eingeschlagen, in Köln war unsere Hotelbuchung verloren gegangen, in Bulgarien war das Hotel überbucht, in Ägypten habe ich zwei Tage nur überm Klo gehangen....
 
Viele Billigurlaube, die wir getätigt haben, sind außer dem Ärger schon raus aus unserer Erinnerung. Die Urlaube, an die wir uns immer noch erinnern und davon schwärmen, waren allesamt sauteuer.
 
Griechische Insel Zakynthos, schönster Urlaub überhaupt, Ferienhaus war nicht toll, aber alles andere. Wir wollten nach zwei Wochen nicht mehr nach Hause.
 
Mit dem Motorboot durch die Kornaten gefahren in Jugoslawien. An Deck geschlafen, gekocht, in strahlend blauem Wasser geschwommen, die schönsten kleinen Inseln angefahren.
 
Tja. So war das. Ich bin der Meinung, wenn man das ganze Jahr über hart arbeitet und sowieso nur EINE EINZIGE WOCHE HAT (lasst euch das mal auf der Zunge zergehen), dann muss diese Woche aber alle Ansprüche erfüllen, die man so hat. Es muss wunderschön sein, ruhig, einzigartig, abenteuerlich, stilvoll, was auch immer.
 
Ich werd euch auf dem Laufenden halten. Bisher sind wir uns nicht einig....
 
So, und nun zwei Rezepte:
 

Tomatenfrischkäse:

 
 
Am Sonntag waren wir als ganz große Familie in der Lüneburger Heide, haben einen Tag mit dem Schäfer und seiner Herde verbracht, Bericht folgt. Dafür hat jeder etwas zu essen gemacht, dass wir dann als Picknick zu uns genommen haben. Unter anderem habe ich eben diesen Frischkäse gemacht.
 

Zutaten:

 
3 Packungen Ziegenfrischkäse (oder eben normalen, darf ich ja aber nicht)
eine Handvoll getrockneter Tomaten
1 Esslöffel Tomatenmark
ein Spritzer Olivenöl
etwas Honig
etwas Milch
 
Das alles püriert ihr mit dem Pürierstab. Schmeckt echt grandios, ich esse immer noch davon, wie ihr seht...
 
 

Ghee

 
Gestern abend habe ich "Ghee" gemacht! Ghee ist geklärte Butter. Man verwendet es in der ayurvedischen und auch in der gehobenen Küche. Ghee ist höher erhitzbar als normale Butter, viel verträglicher und fördert den Eigengeschmack der Speisen zutage. Ghee ist in der indischen Küche ein Hauptbestandteil und hat wohl noch viele Eigenschaften, die die Gesundheit fördern sollen. Da ich oft brate und viel mit Butter mache, wollte ich es ausprobieren.
 
Dafür erhitzt ihr Butter, in meinem Fall waren es drei Pakete Biobutter.
 
In einem Topf lasst ihr die Butter kochen. Bei niedriger Hitze kocht die Butter also so vor sich hin. Obenauf sammelt sich Schaum, das Milcheiweiss. Diesen Schaum schöpft ihr mit einer Schaumkelle ab und tut ihn weg. Immer wieder. Schöpfen und schöpfen. So nach einer halben Stunde merkt ihr, dass der Schaum weniger wird. Auch der Wasserdampf wird weniger, denn es ist jetzt auch kaum noch Wasser im Fett. Am Boden hat sich eine dunkle Schicht abgesetzt. Ihr dürft die ganze Zeit nicht daran rumrühren. Nur schöpfen!
 
Dann lasst ihr das Fett eben ein paar Minuten ruhen und füllt es dann durch ein Sieb, dass ihr mit einem Tuch auslegt, in saubere Gläser um. So sieht es aus, sonnengelb, ganz klar.
 
 
Über Nacht kühlt es ab und wird nun zu einer Creme.
 
 
 Es sieht richtig gut aus, oder? Dieses Ghee ist nun ungekühlt für 9 Monate haltbar. Man sollte nur immer mit einem sauberen Löffel hineingehen. Gekühlt ist es bis zu 15 Monaten haltbar. Also länger als Butter! Voll cool! Mal gucken, ob es wirklich so ein Wunderding ist....

Freitag, 7. Juni 2013

Meine Oma

Gestern brachte mir meine Mutter, als sie zum wöchentlichen Bügeln und Kochen vorbeikam, ein paar Eierwärmer mit, die meine Oma gehäkelt hatte. Meine Oma ist ja am 12. April gestorben. Seitdem räumt meine Mama bei meinem Opa den Keller auf und sortiert die Dinge, die wir noch behalten möchten, aus.

Mich freut das sehr, denn ich habe gerne ein paar Andenken an Oma. Als vor vielen Jahren mein Opa väterlicherseits starb, an dem ich sehr hing, hatte ich keine Gelegenheit, mir ein Andenken zu sichern. Aber heute freu ich mich, dass ich das kann.



Die Eierwärmer jedenfalls haben mich veranlasst, ein paar Fotoalben durchzuschauen auf der Suche nach meiner Oma. Und wie von selbst kamen die Erinnerungen....


Ich war ein ausgeprägtes Oma-Opa-Kind. Viele Ferienwochen habe ich auf dem Campingplatz an der Weser im Wohnwagen verbracht. Oma und Opa auf der einen Seite des Wohnwagens, der dann morgens zu Tisch und Bank umgebaut wurde, ich auf der anderen Seite. In dem echt winzigen Wohnwagen wurde gekocht, gespielt, gelebt, geschlafen. Die Tage habe ich am Strand der Weser und IN der Weser verbracht.
 
Meine Oma hat alles mit mir gemacht. Besonders gerne ist sie mit mir einkaufen gefahren. Ich hab jedes Mal versucht, sie mit modernen Klamotten auszustatten, wie man das als Teenie so macht. Sie hat jedes Mal versucht, mich mit "anständigen" Klamotten auszustatten, wie man das als Oma so macht.
 
Meine Oma hat im Hallenbad geputzt. Das fand ich großartig! Ich konnte kostenlos mit rein und da ich eine Wasserratte bin, hab ich in der Zeit oft im Schwimmbad rumgetobt. Nach Feierabend ging´s nach Hause, wo es sicherlich in der kleinen Stube beim Abendfernsehprogramm Brote mit Tee gab....
 
Zu meinen Großeltern (sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits) habe ich schon immer ein inniges Verhältnis gehabt. Eine Kindheit ohne Großeltern kann ich mir gar nicht vorstellen. Für mich waren Ferien an der Nordsee immer geprägt von Spiel, Spaß, Freiheit, viel Essen, vielen Süßigkeiten, viel Fernsehen (was ich zu Hause nicht hatte..), Sand, Wasser, Wind, Spielkameraden auf dem Campingplatz und braun "wie ein Neger" nach Hause kommen.
 
Hier mal ein Foto mit mir und meinem Opa, da war ich vielleicht 15 oder so. Das hat meine Oma am letzten Ferientag geschossen, nachdem ich mal wieder ein paar Wochen dort war.
 
 
Die einzige echte Enttäuschung mit Oma war, als ich dann mit 18 schwanger war und sie mich nicht sehen wollte mit dickem Bauch. Das war wohl ein bisschen viel für sie. Und ich war empfindlich und enttäuscht. Als Benjamin dann aber auf der Welt war, war sie die beste Uroma, die ein Kind haben kann. Sie war sehr stolz auf ihren ersten Urenkel und hat ihn auf dem ganzen Campingplatz herumgetragen und vorgezeigt. Als hätte sie ihn eigenhändig ausgebrütet!
 
 
Mit Benni und auch später mit Johanna hab ich viele Wochenenden und auch Ferien bei meinen Großeltern verbracht, mal mit, mal ohne meinen Mann, der ja meistens arbeiten musste. Das Gästezimmer unterm Dach war vollgestopft mit Reisebetten, einem ausgezogenen Sofa und Regalen voller selbstgebastelter Puppen und anderem Kram. Ich habe es geliebt und mich nirgends wieder so gut erholt wie dort. Die Kinder haben am selben Strand gespielt wie schon ich als Kind, auf dem selben Spielplatz geschaukelt, im selben Garten Äpfel aufgesammelt.
 
Das Haus ist schon lange verkauft und mit ihm ein großer Teil meiner Kindheit. Heute wünsche ich mir manchmal, ich könnten noch mal dort hin, noch mal dort unterm Dach schlafen, noch einmal im Riesengarten unterm Apfelbaum auf einer Decke liegen und Gänseblümchenketten knüpfen...
 
"Es war die schönste Zeit, die schönste Zeit..."
 
Aber ich hatte sie, die schönste Zeit. Oma, du weißt das, von da oben aus weißt du das, oder? Danke für all die Zeit, die ihr für mich hattet. Für kuschelige Nächte im Wohnwagen oder bei euch in der Besucherritze. Für den Regen, der nachts auf das Wohnwagendach prasselte. Für das Nutellabrot am Morgen, die vielen vielen Rommee-Spiele, die wir ausgefochten haben, für den Kartoffelsalat, den du mir auf die Decke am Strand gebracht hast, weil ich mal wieder nicht zum Mittag kommen wollte, für die vielen Tischtennismatches an der Platte auf dem Campingplatz, für das viele Babysitten bei unseren Kindern, für unsere ausgedehnten Einkaufstouren, für das Immer-Da-Sein.
 
Egal, dass du mich später nicht mehr erkannt hast, als die Demenz jede Erinnerung genommen hatte. Egal. In deinen letzten Tagen, als ich wieder öfter bei dir war, habe ich dich immer noch erkannt. Deine blauen Augen waren immer noch genauso blau wie immer, auch wenn der Rest von dir schon weggegangen war.
 
 
 
 
 
Oma, ich vermiss dich.