Sonntag, 13. Juli 2014

Nur so Gedanken....zum Hundeleben

Ich habe in den letzten Tagen zum zweiten Mal mein ALLERliebstes Hundebuch gelesen "Merles Tür."

Wer einen Hund hat und wer ein Herz hat und wer vor allem ein HERZ für seinen HUND hat, der sollte es lesen. Jetzt, auf den letzten Seiten, wo Merle im Sterben liegt, bekomme ich Bauchschmerzen vor Mitgefühl, denn es ist eine komplett durch und durch wahre Geschichte, die Ted Kerasote da geschrieben hat.

Sie ist wahr von vorne bis hinten, vom Kennenlernen der beiden bis zum Abschied. Sie ist so voller Leben, diese Geschichte, und Ted findet immer genau die Worte, die ich auch finden möchte, wenn ich doch nur so schreiben könnte. 

Er lernt den jungen Hund Merle, der ein Streuner ist, bei einem Wanderausflug kennen. Und lieben. 

Seine dunkelbraunen Augen betrachteten mich wohlwollend und sagten:" Du brauchst einen Hund und der bin ich." Etwas aus der Bahn geworfen, dass er mich so leicht durchschaut hatte, gab ich ihm einen höflichen Klaps und erwiderte: "Braves Tier." Er wedelte ruhig, rührte sich aber darüber hinaus nicht. Sein Blick blieb dabei: "Du brauchst einen Hund."


Merle WIRD sein Hund. Er wird so sehr sein Hund, wie man nur ein Hund von jemandem sein kann. Ted baut später im Buch ein Holzhaus und beginnt eine Beziehung zu Allison, die ebenfalls einen Hund hat, einen Golden Retriever namens Brower.

An manchen Morgen jedoch, wenn der Ofen knisterte und der Schnee draussen tanzte, interessierte unsere unterschiedliche Herkunft nicht. Dann war im Haus nur noch Wärme, das Japsen und Kläffen der träumenden Hunde und sie und ich unter einer Decke, während die Berge über uns aufragten und uns umarmt hielten.


Wenn es ein Paradies für mich auf Erden gibt, dann wäre es dieses. Ein Holzhaus in den Bergen Kanadas, ein Hund wie Balu, Schnee, der vor dem Fenster tanzt und ein Feuer, das im Kamin knistert. PARADIES.

Merle war und bleibt ein selbstbestimmter Hund, er hat eine Hundetür und ist stundenlang in der Ortschaft unterwegs, um seine Kumpel zu treffen. Er hat heiße Liebesnächte mit diversen Hündinnen, er macht Kragenhühnern und Zieseln den Garaus und vertilgt sie an Ort und Stelle, jagt Eichhörnchen und Wapitis, rutscht auf seinem Bauch einen Schneehang herunter, wälzt sich in Kuhdung und legt sich mit ausgewachsenen Elchen an. Er frisst auch einmal einen ganzen Sack Trockenfutter auf, den Ted vergessen hat, zu schließen, er ist einfach Hund, wie ein Hund sein sollte. So und nicht anders.

Merle hatte in drei Stunden zwölf Pfund Trockenfutter vertilgt. Und nun sah er aus, als würde er sterben. Er sah allerdings überhaupt nicht aus, als würde er es bereuen. Tatsächlich hatte er ein seliges Lächeln auf den Lefzen. Er hievte sich schwerfällig auf die Pfoten und quetschte sich durch die Hundetür. Er polterte über die Veranda und hinunter ins Gras, kam aber nicht weit. Nachdem er ein paar Mal aufgestossen hatte, erbrach er einen Riesenhaufen unverdautes Hundefutter. Er schnupperte daran, wedelte angetan und warf mir einen Blick zu. Noch ein Wedeln: "Mann, war das gut." 


Es ist ein gutes Leben. Sie fahren Ski, gehen auf Wapiti Jagd, zelten in der Wildnis. Wenn ich mir nochmal ein Leben aussuchen könnte, dann so eines. Okay, ich würde eventuell über das Jagen nachdenken..

Am Ende stirbt erst Brower, Allisons Hund, dann stirbt Merle, und all das ist so ergreifend geschrieben, man kann sich vorstellen, wie elend es Ted geht, wenn er sich vorstellt, nach 14 Jahren ein Leben ohne Merle zu führen. Ich musste schon wieder weinen, denn ich stelle mir dann vor, was mit mir passiert, wenn Balu mal nicht mehr da ist.


Hunde sind unsere längsten Gefährten, irgendwann einmal hat sich ein Wolf in den Schein eines Lagerfeuers gewagt, irgendwann in der Steinzeit oder wann auch immer (Geschichte war nicht so meine Stärke...), und hat einen Brocken Fleisch abbekommen. Und seitdem sind sie bei uns. Sie haben sich an unsere Lebensweise angepasst.  

Wir sind ihnen schuldig, dass wir sie ihre wölfischen Aspekte leben lassen. Mit ihnen stromern, sie Spuren suchen, in Bächen waten, im Laub wälzen und Hasenköttel fressen lassen. Ihnen vertrauen. Ihnen Verantwortung geben. Sie wachen und beschützen lassen. Mit Artgenossen toben lassen. Es sind Hunde. Hunde sollten kein Menschenleben führen müssen. Sie sind glücklicher, wenn sie ein Hundeleben führen dürfen. Jedenfalls so oft wie es eben geht....



Es gibt nicht schöneres, als in glückliche Hundeaugen zu sehen. In leuchtende, begeisterte, strahlende, lebendige. Das ist der Lohn für mich für viele viele Stunden im Regen gehen, für viele Male nasse und kalte Füsse, für wenig Zeit für Haushalt und immer dreckige Klamotten. (Meistens. Natürlich geht mir Balu auch ab und an auf den Keks, ist ja klar. Vor allem, WENN er sich aufführt wie ein Hund. Und Rehe jagt. Und Hasen. Und danach guck mal in seine Augen. Das pure Leben. Das pure Glück. Ein Hund eben.)



Achja, und LEST. DAS. BUCH. 

"Merles Tür" von Ted Kerasote. 

Einen schönen Sonntagabend noch und ganz doll Daumen drücken, gelle?