Es gibt ja so Phasen im Leben, da
denkt man sich „Oh Mann, wenn das doch endlich vorbei wäre. Danach wird echt
alles besser! Das kann nur besser werden!“ Ich kenne das selber. Man versucht
dann, sich irgendwie über Wasser zu halten mit der Denke „ Wenn ich das hinter
mir habe, wird alles gut.“
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Wenn die Kinder aus dem Haus sind
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Wenn Oma tot ist und ich einen Haufen Geld erbe
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Wenn ich 20 Kilo abgenommen habe
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Wenn die Schulden endlich abbezahlt sind
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Wenn der Urlaub anfängt
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Wenn ich einen neuen Job habe
Und was ist in der Zwischenzeit?
Nix? Kein Leben? Warteschleife?
Das Ding ist nämlich, dass die
Lebensuhr weiterläuft. Die hält ja nicht an, nur weil man diese eine blöde
Phase eben noch überwinden muss, so nach dem Motto „Ähh, kannst du kurz warten,
das zählt doch jetzt nicht ernsthaft
zu meiner Lebenszeit, oder?“ Jeder Tag, der abläuft, bringt dich näher an den Tag, an
dem alles aufhört. Und das Problem
ist: den Tag kennste nicht. Der kommt einfach irgendwann. Weißte aber nicht,
wann das ist….
Die Sache ist ja die: du wirst
niemals mehr so jung sein, wie du jetzt gerade bist. Du bist am Morgen so jung,
wie du am Abend nicht mehr sein wirst. Bringt also nix, sich am Morgen schon
auf den Abend zu freuen. Denn bis dahin kann so viel passieren, dass es sein
kann, dass der Abend irgendwie doch nicht so geil ist, wie du dir am Morgen
erhofft hast. Und dann? Haste den Tag verdaddelt. Weil du auf den Abend
gewartet hast. Hast einfach einen ganzen Tag weggeschmissen. Einen ganzen
kostbaren Tag. Der wird dir einfach vom Rest deines Lebens abgezogen. Da kennt
die Lebensuhr echt kein Pardon.
Wenn ich mit unserem Hund
unterwegs bin, dann gibt es eine Stelle im Wald, an der ich mich gerne auf die
Bank setze, die dort steht. Ein kleiner Bach fließt dort entlang und plätschert
vor sich hin. Es ist dort sonst ganz ruhig, man hört keine Autos, nur den Wind
in den Baumkronen und den Bach. Mein Hund weiß schon, dass das die Stelle ist,
an der es eine Pause gibt. Ich sitze auf der Bank, er setzt sich ebenfalls und
schaut mit ernstem Ausdruck in den Wald. Er nimmt das Ganze sehr gewissenhaft,
er weiß, dass in den Minuten nix passiert außer, dass ich dort sitze. Ich gucke
in die Baumkronen über mir, ich atme tief durch, und wenn vorher auch alles doof
war und nichts passte - in den Minuten
dort wird alles wieder grade gerückt. Ich merke, was für ein Privileg es ist,
dort sitzen zu dürfen. Was für ein Privileg, dort sitzen zu dürfen und den
jahrhundertealten Bäumen beim Neigen und Wiegen zusehen zu dürfen! Besser geht
nicht!
Als ich im Krankenhaus lag und es
mir echt scheiße ging, da hab ich mich so danach gesehnt, einfach da
rausspazieren zu können. Als ich dann sieben Tage nach meiner Operation den
ersten kleinen Spaziergang zur Apotheke gemacht habe, hat es geregnet. Es hat
Bindfäden geregnet. Ich habe es sooo genossen! Den Regen auf meinem Gesicht,
die frische Luft, das war das pure Glück für mich. Und heute? Bin ich schon
wieder so weit, dass mich Regen nervt. So schnell geht das…
Aber das MUSS nicht so sein. Ich
ermahne mich jetzt immer, wenn ich merke, dass ich angenervt bin. Das Leben ist echt zu kurz für so´n Scheiß.
Im Alltag, so an ganz normalen
Tagen, die irgendwie kein Highlight zu haben scheinen, gibt es auch ganz viele
Momente, in denen das klappt. Das Leben zu genießen. Zum Beispiel, wenn man aus
der Kälte in ein warmes Zuhause kommt. Den Geruch von frisch gebackenem Brot.
Das Gefühl, eine komplizierte Arbeit geschafft zu haben. Eine Wärmflasche auf
kalten Füßen. Die Erschöpfung nach 1000 Metern Schwimmen. Das Bowlen am letzten Donnerstag mit Jojos Geburtstagsgesellschaft: dieses Lachen, Quatsch machen, Blödsinn erzählen, zu genießen, dass man zu einer tollen Familie gehört.....das alles finde ich
ganz großartig!
Habt ein schönes Wochenende! Genießt das Leben! Und macht, was euch Spaß macht!