Samstag, 17. Januar 2015

Nicht auf morgen warten


Es gibt ja so Phasen im Leben, da denkt man sich „Oh Mann, wenn das doch endlich vorbei wäre. Danach wird echt alles besser! Das kann nur besser werden!“ Ich kenne das selber. Man versucht dann, sich irgendwie über Wasser zu halten mit der Denke „ Wenn ich das hinter mir habe, wird alles gut.“
 

-          Wenn die Kinder aus dem Haus sind

-          Wenn Oma tot ist und ich einen Haufen Geld erbe

-          Wenn ich 20 Kilo abgenommen habe

-          Wenn die Schulden endlich abbezahlt sind

-          Wenn der Urlaub anfängt

-          Wenn ich einen neuen Job habe

 
Und was ist in der Zwischenzeit? Nix? Kein Leben? Warteschleife?


Das Ding ist nämlich, dass die Lebensuhr weiterläuft. Die hält ja nicht an, nur weil man diese eine blöde Phase eben noch überwinden muss, so nach dem Motto „Ähh, kannst du kurz warten, das zählt doch jetzt nicht ernsthaft zu meiner Lebenszeit, oder?“ Jeder Tag, der abläuft, bringt dich näher an den Tag, an dem alles aufhört. Und das Problem ist: den Tag kennste nicht. Der kommt einfach irgendwann. Weißte aber nicht, wann das ist….

Die Sache ist ja die: du wirst niemals mehr so jung sein, wie du jetzt gerade bist. Du bist am Morgen so jung, wie du am Abend nicht mehr sein wirst. Bringt also nix, sich am Morgen schon auf den Abend zu freuen. Denn bis dahin kann so viel passieren, dass es sein kann, dass der Abend irgendwie doch nicht so geil ist, wie du dir am Morgen erhofft hast. Und dann? Haste den Tag verdaddelt. Weil du auf den Abend gewartet hast. Hast einfach einen ganzen Tag weggeschmissen. Einen ganzen kostbaren Tag. Der wird dir einfach vom Rest deines Lebens abgezogen. Da kennt die Lebensuhr echt kein Pardon.

 
Wenn ich mit unserem Hund unterwegs bin, dann gibt es eine Stelle im Wald, an der ich mich gerne auf die Bank setze, die dort steht. Ein kleiner Bach fließt dort entlang und plätschert vor sich hin. Es ist dort sonst ganz ruhig, man hört keine Autos, nur den Wind in den Baumkronen und den Bach. Mein Hund weiß schon, dass das die Stelle ist, an der es eine Pause gibt. Ich sitze auf der Bank, er setzt sich ebenfalls und schaut mit ernstem Ausdruck in den Wald. Er nimmt das Ganze sehr gewissenhaft, er weiß, dass in den Minuten nix passiert außer, dass ich dort sitze. Ich gucke in die Baumkronen über mir, ich atme tief durch, und wenn vorher auch alles doof war und nichts passte -  in den Minuten dort wird alles wieder grade gerückt. Ich merke, was für ein Privileg es ist, dort sitzen zu dürfen. Was für ein Privileg, dort sitzen zu dürfen und den jahrhundertealten Bäumen beim Neigen und Wiegen zusehen zu dürfen! Besser geht nicht!
 

Als ich im Krankenhaus lag und es mir echt scheiße ging, da hab ich mich so danach gesehnt, einfach da rausspazieren zu können. Als ich dann sieben Tage nach meiner Operation den ersten kleinen Spaziergang zur Apotheke gemacht habe, hat es geregnet. Es hat Bindfäden geregnet. Ich habe es sooo genossen! Den Regen auf meinem Gesicht, die frische Luft, das war das pure Glück für mich. Und heute? Bin ich schon wieder so weit, dass mich Regen nervt. So schnell geht das…
 

Aber das MUSS nicht so sein. Ich ermahne mich jetzt immer, wenn ich merke, dass ich angenervt bin. Das Leben ist echt zu kurz für so´n Scheiß.
 

Im Alltag, so an ganz normalen Tagen, die irgendwie kein Highlight zu haben scheinen, gibt es auch ganz viele Momente, in denen das klappt. Das Leben zu genießen. Zum Beispiel, wenn man aus der Kälte in ein warmes Zuhause kommt. Den Geruch von frisch gebackenem Brot. Das Gefühl, eine komplizierte Arbeit geschafft zu haben. Eine Wärmflasche auf kalten Füßen. Die Erschöpfung nach 1000 Metern Schwimmen.  Das Bowlen am letzten Donnerstag mit Jojos Geburtstagsgesellschaft: dieses Lachen, Quatsch machen, Blödsinn erzählen, zu genießen, dass man zu einer tollen Familie gehört.....das alles finde ich ganz großartig!
 
Habt ein schönes Wochenende! Genießt das Leben! Und macht, was euch Spaß macht!

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