Dienstag, 29. September 2015

Two days left....

...bis unsere Kleine auszieht....!

Übermorgen früh geht es für Johanna nach Hamburg, erstmal für ein Jahr. Sie macht dort eine Ausbildung zum Make-up-Artist. Sie wird mit einer Mitschülerin in einer 2-er WG wohnen und ihren eigenen Haushalt führen. In den letzten Tagen wurde hier ausgemistet, Geschirr und Küchenkram zusammen gesammelt, eine kleine Abschiedsfeier veranstaltet (auf der sie ebenfalls noch einmal Wohnungszubehör geschenkt bekommen hat), und Kartons gepackt.
 
Nun ist es bald so weit und Jojo ist auch froh, wenn es endlich los geht. Genauso wie ich mag sie es nämlich überhaupt nicht, weg zu fahren. Weg SEIN ist nicht so das Problem, aber dieses Sachen packen, sich von jemandem zu verabschieden und sich auf den Weg machen, ist generell nicht so unser Ding.
 
Ich mag das nicht mal dann, wenn es in den Urlaub geht! Am Tag vor der Abreise möchte ich am liebsten noch alles absagen und einfach ganz normal zum einkaufen gehen, was schönes kochen und abends auf dem Sofa einschlafen. Ich hab KEINE Ahnung, warum ich da so einen Hau-mich hab. Und anscheinend an Johanna vererbt hab. Bin ich nicht stolz drauf....
 
Sobald ich dann woanders BIN, wie neulich in London, genieße ich jede Sekunde! Ich LIIIIIEBE es, woanders zu SEIN. All dieses neue, unbekannte, aufregende einer anderen Stadt oder einem anderen Land finde ich ganz großartig, wenn ich da erst BIN. Nur das vorher finde ich kacke.
 
Tja. Aber da müssen wir nun jetzt durch. Ich bin ja eine Meisterin der Verdrängung und schaffte es die letzten Tage ganz großartig, einfach überhaupt nicht an den Abschied zu denken, sondern lediglich die große Logistikerin zu spielen. Klappte ganz gut, dachte ich. Mein Körper sieht das anders und macht mir mit solchen Dingen wie ständigen Klo-Gängen, einer kleinen roten Stress-Stelle am Auge und schlaflosen Nächten schonungslos klar: "Mutti, sach Tschüss. Sach Tschüss und komm klar."
 
Tu ich ja auch! Ich find´s super, dass Jojo so was Tolles macht, etwas, was ihr Spaß macht. Ich find´s genial, dass sie in der selben Stadt wie ihr großer Bruder wohnen kann. Ich freu mich auf alles, was da kommt, auf ihre ersten Berichte, wie es so läuft, auf ihre Eindrücke und Begegnungen, auf ihre Besuche und unsere Besuche, auf ihre Wohnung, auf ihre Erfolge und Prüfungen....
 
Es ist alles gut.
 
Im Grunde ist es ja immer so, wenn man Kinder hat. Man weiß, dass man nur einen begrenzten Zeitraum hat, in dem man sie intensiv begleiten kann. Man hat nur diese paar Jahre, in denen man ihnen im besten Fall einen Großteil dessen vermittelt, was wichtig ist im Leben. Mir war nie wichtig, dass unsere Kinder erfolgreich in der Schule sind, dass sie einen bestimmten Notendurchschnitt haben, dass sie ein Instrument lernen oder in einem Verein sind. Das ist auch alles nett und gut und sicherlich auch sinnvoll. Aber irgendwie ist das alles bei mir hinten runtergefallen und manchmal auch gründlich schief gelaufen. Aber ich wollte einfach immer nur, dass sie glücklich sind. Dass sie empathische Menschen werden, liebevoll, sich nicht verbiegen für nichts und niemanden. Dass sie jedes Lebewesen respektvoll behandeln. Dass sie immer sagen können, was ihnen nicht passt. Dass sie immer mit mir reden können.
 
Ich war nie wirklich streng, nie lange böse, hatte nie großartige Prinzipien außer die vorgenannten, bei uns liefen manche Dinge auch mal durcheinander, wir hatten gute und schlechte Phasen miteinander. Ich hab vieles falsch gemacht und würde manches heute anders tun. Aber eines hab ich immer getan, nämlich sie von Herzen geliebt. Jeden Moment genossen, vor allem die guten.
 
Die kleine Hand in meiner Hand. Den Kindergeruch. Das grenzenlose Vertrauen. All die Stunden, in denen wir spielten, kuschelten, lachten, bastelten, schwimmen waren.
 
Nun gibt es neue Momente. Die sind anders, aber genauso schön. Es gibt Umzüge, Hochzeiten, Prüfungen, es gibt Geldnöte und Krisen, und ich genieße immer noch jeden einzelnen Moment davon. Jeden. Ich genieße es, zu sehen, wie liebevoll unser Sohn mit seiner Frau umgeht. Ich genieße es zu sehen, wie Johanna sich jetzt schon darauf freut, in ihrer Wohnung Besuch zu empfangen und sich bei IKEA ihre liebsten Möbel zusammenstellt. Sie haben noch so viel Leben vor sich und so viel aufregendes.
 
OMG, bin ich froh, dass wir Kinder haben! Das Leben wäre ja so scheiße langweilig ohne!!
 
Falls eure Kinder noch klein sind: genießt jede einzelne Minute mit ihnen. Das kommt NIE wieder. Ihr werdet leider irgendwann nicht mehr an ihren kleinen süßen Hälsen riechen können und irgendwann werdet ihr auch nicht mehr unter ihre Decke schlüpfen am Morgen und euch von zwei knuddeligen Armen umschlingen lassen. Jedenfalls macht das irgendwann einen komischen Eindruck....
 
Und wenn sie schon groß sind, so wie unsere und weg flattern: ist genauso super! Endlich hat man sturmfreie Bude! Kein Kind steht auf einmal im Schlafzimmer, weil es die Bettdecke voll gekotzt hat und Elternabende mit sehr sehr strengen Lehrern braucht ihr auch nicht mehr zu absolvieren. Check! Habt ihr alles erfolgreich hinter euch gebracht. Nun geht es endlich billig in den Nachsaison Urlaub und Sex auf dem Küchentisch ist auch wieder zu jeder Tageszeit drin.
 
So, das braucht ich jetzt noch zum Schluss. Erst ein bisschen Tränendrüse und dann aber auch noch mal ein bisschen Realität.
 
Dazu passt: wir spielten am Samstag "Tabu" und unsere Schwiegertochter soll einen Begriff erklären (ich weiß jetzt gar nicht mehr, welchen) und umschreibt ihn: "Kinder sind.....???" und meine Schwiegermutter sagt wie aus der Pistole geschossen: "Lästig!!!"
 
Na bitte.

Keine Kommentare: