Montag, 6. Januar 2014

ANGST vor Hunden

Heute morgen und gestern beim Spazierengehen und Wandern mit unserem Hund hatte ich zwei Erlebnisse, die mich nachdenklich gemacht haben, und da das von heute morgen noch so frisch ist, MUSS ich es gleich niederschreiben.
 
Was ist ein Hund eigentlich in unserer Gesellschaft? Für manche ist er der beste Freund, ein Partner- oder Kindersatz, der einzige Daseinsgrund, eine Berufung, ein Lebenstraum. Für die anderen ist er ein Wadenbeißer, eine Mist-Töle, eine ständig stinkende-Haufen-produzierende Kackstelze, eine Nervbratze.
 
Ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Ein Hund kann kein Ersatz für fehlende Beziehungen und Freundschaften sein, erst recht kein Kindersatz. Er ist unser Begleiter für eine gewisse Zeit, und in dieser Zeit sind wir als sein Rudel verpflichtet, ihm seine Grenzen aufzuzeigen und ihm durch genügend Zuwendung, Bewegung und rassetypische Auslastung ein schönes Leben zu geben.
 
Wenn jeder Hundehalter seinen Hund so erziehen würde, würde es wahrscheinlich nicht ständig Reibungspunkte geben zwischen Hundeliebhabern und Hundeignoranten bzw. -hassern.
 
Und dann gibt es noch die Menschen, die ANGST haben. Angst groß geschrieben. Und die hatte ich heute und gestern. Und die sind die größte Herausforderung für uns Hundehalter.
 
Gestern haben wir eine traumhafte, lange und entspannte Wanderung durch den Deister gemacht.  Balu läuft weitestgehend ohne Leine bei uns. Natürlich läuft er auch mal vor und bleibt auch mal zurück. Wir haben ihn jedoch im Blick, und er ist kein Hund, der wegläuft. Wenn uns Menschen entgegenkommen, dann sondiere ich kurz, was ich mache. Hat der Mensch einen "komischen" Gang drauf, schaut er ängstlich oder unsicher, dann rufe ich meinen Hund heran und er muss dicht bei mir gehen, bis der andere vorbeigegangen ist. Bei manchen Menschen mache ich gar nichts, denn Balu hat kein Interesse an anderen Menschen, wenn wir unterwegs sind. Er geht einfach an ihnen vorbei, ohne sie anzuschnüffeln oder sonst irgendwie zu belästigen.
 
 
 
Wir überholen gestern eine Familie mit zwei Kindern, von denen die Tochter ganz augenscheinlich nicht nur Angst, sondern Panik vor Hunden hat. Ich hole Balu zu mir heran und halte ihn fest, während wir uns mit der Mutter unterhalten. Sehr offen und freundlich erzählt sie uns von dem Problem ihrer Tochter, und dass es dadurch verschlimmert wird, dass die Nachbarshunde ständig in ihr Fahrrad beißen, wenn sie vorbeifährt.
 
Liebe Nachbarn plus Hunde: das ist doch scheiße! Wieso lasst ihr so etwas zu? Das würde mich auch nerven, wenn Hunde mich auf dem Fahrrad ständig belästigen würden. Und die Kleine wird ihre Angst so garantiert nicht los.
 
Heute morgen dann war ich allein mit Balu, wie jeden Morgen, auf unserer täglichen Runde durch den Wald unterwegs. An einer Stelle, wo es so ein herrlich abschüssiges Tal gibt mit einer Menge Laub, werfe ich immer seinen Ball, und wir verbringen dort ein paar lustige Minuten. Eine Gruppe Walkerinnen geht auf dem Weg an uns vorbei, ich steh am Wegesrand, Balu sucht weiter unten seinen Ball, der im Laub nicht so leicht zu finden ist. Eine Frau geht an uns vorbei. Ihr Blick fixiert meinen Hund, ihr Gang wird steif und angespannt und mehrfach sagt sie: "Bloß schnell vorbei hier, lass uns ganz schnell vorbeigehen." Ich schaue sie an und frage:"Oh, okay, haben Sie Angst?" Sie antwortet unwirsch und im Weitergehen:" Sind Sie schon mal gebissen worden?" Ich antworte:"Ja, als Kind." Und das stimmt. Ich bin sicherlich ein paar Mal von fremden Hunden gebissen worden. Weil ich auf sie zugestürmt bin, oder unsicher war. Oder die Hunde unsicher waren.
 
Ich sage jedenfalls so etwas wie: "Wenn mein Hund bissig wäre, würde ich ihn doch nicht frei laufen lassen." Und das stimmt auch. Sie antwortet darauf sehr unfreundlich so etwas wie:"Ja, das sagen sie alle." Ich werde auch etwas unhöflich und sage dann nur noch:" Oh Mann."
 
Und auch da liegt die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen. Mit ihrer angespannten Art, ihrem fixierenden Blick, dem steifen Gang und nicht zuletzt ihrer Einstellung wird die Frau wohl zeitlebens ein Problem mit Hunden haben, denen sie begegnet. Denn in der Hundesprache bedeutet so eine Begegnung mit diesen Zeichen Stress. Ärger. Und das ist nicht geduldet. So begegnet man sich nicht unter Hunden. Auch nicht unter Menschen, oder?
 
Und dann gibt es noch die Wahrheit, die so aussieht, dass es Hundehalter gibt, die diese Zeichen nicht erkennen, die ihren Hunden alles durchgehen lassen und die von allen Rücksicht erwarten, die sie selbst nicht geben. Die wissen, dass ihr Hund nicht immer sicher ist im Umgang mit Menschen und die trotzdem das Risiko eingehen, es auszuprobieren. Auf Kosten des anderen.
 
Und das macht es schwierig für uns. Für UNS, die wir immer versuchen, dass unser Hund keine Belästigung darstellt. Die ihm Grenzen aufzeigen, die ihm klarmachen, dass er das letzte Glied in der Nahrungskette ist. Ein geliebtes Glied natürlich, aber das mit dem geringsten Anspruch auf Macht.
 
Und deshalb möchte ich ehrlich gesagt, morgens im Wald nicht wie ein Schwerverbrecher behandelt werden. Das ist unpassend.
 
Deshalb wäre mein Vorschlag an die, die ANGST haben: ihr werdet immer wieder Hunden begegnen, Zeit eures Lebens, sie sind überall. Ihr werdet ihnen nicht immer aus dem Weg gehen können. Zeit, eure ANGST zu besiegen. Sucht euch einen Therapiehund, einen Helfer auf vier Pfoten, einen gemütlichen und sicheren Hund aus eurem Bekanntenkreis. Und geht mit ihm spazieren. Mit ihm und seinem netten Halter. Lernt, wie man Hunden begegnet. Mit welchem Gang und mit welcher Ausstrahlung. Es wird ein Gewinn für euch sein, versprochen!
 
Und an die Hundehalter mit null Grenzen: macht es den Angst-Habern nicht noch schwerer. Teilweise haben sie wirklich schlimme Erfahrungen gemacht. Helft ihnen dabei, sie zu überwinden. Holt euren Hund zu euch, lasst ihn andere Menschen nicht belästigen oder gar anspringen.
 
Und tut euch und euren Hunden einen Gefallen und zeigt ihm, wer der Rudelführer ist. Das macht auch euren Hund glücklich.
 
Ich habe mit unserem ersten Hund viele Fehler gemacht, die mir jetzt leid tun. Anlass genug, es besser zu machen!
 
Und zum Abschluss der schönste Sonnenaufgang des Jahres:
 
 
 

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